Weihnachten – das Fest einer Geburt
An Weihnachten feiern wir die Geburt von Jesus vor über 2000 Jahren. Die Geburt fand natürlich nicht in einem Spital statt, auch nicht in einem Haus, sondern – gemäss Überlieferung – in einem Stall.
Als unsere Tochter vor 2 Monaten in einem entlegenen Ort in den Sierra Nevada in Mexiko sich zu einer Hausgeburt entschloss, war ich froh zu wissen, dass sie neben einem kleinen Spital wohnt. Die Geburt verlief glücklicherweise problemlos. Ich wäre vorangehend wohl sehr beunruhigt gewesen, wenn ich gewusst hätte, dass dieses Spital keine Kaiserschnitte durchführt und die nächste Möglichkeit erst in
1 ½ h Autodistanz besteht.
Die Müttersterblichkeit im Rahmen der Geburt ist in Entwicklungsländern oder Schwellenländern immer noch hoch: in Madagaskar liegt die Müttersterblichkeit bei etwa 392 Todesfällen pro 100.000 Lebendgeburten (Stand 2020, world bank gender portal), das heisst 10 Frauen pro Tag sterben im Rahmen der Geburt. Im Vergleich dazu ist die Müttersterblichkeit in der Schweiz sehr niedrig, bei etwa 7 Todesfällen pro 100.000 Lebendgeburten
Mit der Möglichkeit einen Kaiserschnitt durchzuführen, verbessert sich die Überlebenschance für Mutter und Kind erheblich. Die Gründe für einen notwendigen Kaiserschnitt sind vielfältig: Präeklampsie (Schwangerschaftsvergiftung), Geburtsstillstand aus anatomischen Gründen, kindliche Fehllage im Uterus, Blutungen aus der Plazenta etc.
Im Bethany Hospital sind Kaiserschnitte der häufigste chirurgische Eingriff. Mit Unterstützung von den erfahrenen Kollegen konnte ich diese Operation auch erlernen und freue mich jedes Mal, wenn das Kind gesund zur Welt kommt.
Häufig ist die erste Frage der Familienangehörigen nach einer Geburt in Madagaskar: lebt das Kind? Und die Mutter?
Mit einer guten Infrastruktur und kompetenten Ärzten hilft das Spital die geburtsbedingten Todesfälle bei Mutter und Kind zu reduzieren und die damit verbundenen erheblichen sozialen Folgen zu lindern.
Wie wäre die Weltgeschichte verlaufen, wenn vor 2000 Jahren Geburtsprobleme aufgetreten wären?
Ich bin dankbar, in einer anderen Zeit und Umgebung zu leben und möchte – wie Esther und Thomas und viele andere – etwas von unseren Möglichkeiten an weniger privilegierte Menschen weitergeben.
Auch ihre Unterstützung hilft dabei, Not zu lindern, wofür wir ihnen immer wieder danken.
Im Namen des Vorstandes wünsche ich ihnen eine besinnliche und friedliche Weihnachtszeit.
René Stouthandel, Präsident Fokus Madagaskar
Aktuelles vom Bethany Hospital
Weiterbildung Magen-Darmspiegelungen
Während einer Woche im November konnten wir mit einem Facharzt aus der Schweiz, Dr. Frank Seibold, über 20 Spiegelungen mit verschiedenen Interventionen praktizieren und Neues dazu lernen. Die Endoskopie ist eine grosse Hilfe in der Diagnose und Behandlungen von Krankheiten, die oft als Folge von Bilharziose (Saugwurm) zu Blutungen in der Speiseröhre führen. Auch können wir verschluckte Fremdkörper nun einfach entfernen. Leider werden uns zwei speziell zur Assistenz und Geräteaufbereitung geschulte Krankenpflegerinnen verlassen, so dass wieder neues Personal aufwändig ausgebildet werden muss.
Materialnachschub
Im Dezember wird wieder einiges an Nachschubmaterial fürs Spital angeliefert werden. Erneut hat Eric Voyame vieles in der Schweiz organisiert und den komplizierten Papierkrieg mit dem Containertransport und Zoll durchgeführt. Vielen Dank!
Lichtblicke aus der Administration
Seit November haben wir im Spital (endlich) einen neuen Direktor für die Administration und Finanzverwaltung angestellt.
Er hat diesbezüglich grosse Erfahrung und wir hoffen sehr, dass es mit ihm gelingen wird dieses Departement entscheidend zu verbessern.
Armenfonds
Es gibt weiterhin ca. 10 % unserer Patienten, die aus verschiedenen Gründen die Kosten für die notwendigen Behandlungen nur zum Teil bezahlen können. So sind wir froh die Möglichkeit zu haben diesen gezielt zu helfen. Ende Oktober konnten wir zusammen mit einem Kinderchirurgen eine grössere Anzahl Operationen wie Fehlbildungen an den Füssen, Lippenspalten aber auch angeborene Hernien mit Hilfe des Armenfond durchführen.
Nähprojekt
Esther freut sich weiterhin
wöchentlich mit zwei verschiedenen Nähgruppen unterwegs zu sein. Zurzeit sind die Frauen mit viel Eifer am Deko- Kissen nähen.
Kinderklub
Seit letztem Januar hilft Esther Helenia,einer jungen Madagassin, die den Wunsch hatte,
Kindernachmittage zu gestalten. Sie investiert sich in das Coaching, v.a. methodisch und didaktisch, aber auch ganz praktisch mit passenden Spiel- und Bastelideen und geniesst es auch jeweils an den verschiedenen Nachmittagen selbst dabei zu sein.
Persönliches
In diesem Jahr haben uns alle unsere Kinder und Grosskinder hier in Madagaskar besucht. Wir haben es riesig geschätzt ihnen die Arbeit hier vor Ort zeigen zu dürfen und für kurze Zeit die Gemeinschaft mit ihnen zu geniessen.
Bald ist Weihnachten und das Jahr neigt sich zu Ende. Wir möchten deshalb dem Vorstand für den grossartigen Einsatz und euch allen für euer Interesse und Unterstützung der Arbeit von Fokus Madagaskar danken.
Wir wünschen euch Gottes Segen und viel Freude im 2025.
Herzlich, Thomas und Esther Beck
Vorankündigung: ordentliche Mitgliederversammlung
Freitag 28.März 2025 um 19.30 Uhr im Restaurant Burehuus, Thun
Herzliche Einladung für Vereinsmitglieder und Interessenten
«Mein» Hôtel Océan 501
Während meiner Aufenthalte in Tamatave hatte ich das Vergnügen, wie die meisten Besucher des Hôpital Bethany, im Hotel Ocean 501 zu schlafen. Dieses charmante Hotel, das im französischen Stil erbaut wurde, liegt lediglich durch ein schmales Strässchen getrennt, direkt am Meer und nur wenige hundert Meter von der Wohnung von Thomas und Esther entfernt. Das Hotel verfügt über insgesamt neun Zimmer, von denen die meisten einen atemberaubenden Blick auf das Meer bieten. Diese Zimmer, einfach gehalten und mit Baumängeln wie man sie von Ferienreisen kennt, kosten pro Nacht etwa 20 Franken.
Ich liebe dieses Hotel, das sowohl bei Gästen als auch Einheimischen gleichermassen beliebt ist. Ich mag die entspannte Atmosphäre und besonders die hervorragende, vorwiegend französische Küche. Die Terrasse des Hotels ist ein wunderbarer Ort um in der Sonne zu frühstücken, während man den Blick aufs Meer geniesst. Unvergesslich sind die frischen Pulpo-Gerichte, der nächtliche Kampf mit dem Moskitonetz über meinem Bett (das meistens Zigarettenbrandlöcher hat, aber ob das die Moskitos bemerkt haben?) oder auch der kleine Gecko, der stets freundlich im Badezimmer lächelte – selbst am frühen Morgen. Dass das Hotel eher hellhörig gebaut ist, der Lärm von der Treppe und das Rauschen der Wellen im Zimmer deutlich hörbar sind und mein Zimmer durch einen Rohrbruch bereits unter Wasser stand, hat meiner Liebe zu dem Gebäude keinen Abbruch getan. Ein besonderer Dank gilt dem aufmerksamen Nachtwächter, der mir vor Mitternacht Kleingeld für einen Tuk-Tuk-Fahrer organisiert hat, indem er von Hütte zu Hütte zog. Tuk-Tuk-Fahrer, die über kein Wechselgeld verfügen und auf die Anschrift im Fahrzeug verweisen, dass hierfür der Fahrgast verantwortlich sei, sind jedoch eine andere Geschichte.
Ja, das beschriebene schmale Strässchen zum Meer gibt es nun leider nicht mehr. Wo vorher ein Fusspfad lag – meist von Viehherden und Fischern benutzt – hat die Regierung kürzlich eine Strasse erbaut und nach einem Jahr asphaltiert. Nun verkehren Tuk-Tuks , Motorräder und Autos parallel zum Meer. Damit hat das Hotel, zumindest aus meiner touristischen Sicht, einen Teil seines Charmes durch den Verlust der einmaligen ruhigen Lage eingebüsst. Die alten Zeiten sind eben nicht mehr, die Moderne hält auch hier Einzug.
Dieter Neeser, Physiotherapeut, Vorstandsmitglied
Impressum / Kontakt
Herausgeber Verein Fokus Madagaskar, 3600 Thun |
Kontakt Madagaskar beck.madagaskar@gmail.com
Lektorat, Layout René Stouthandel, stouthandel@bluewin.ch
Spendenkonto Raiffeisenbank Gürbe, Kto. 30-4423-9, 3123 Belp
zugunsten Fokus Madagaskar, 3600 Thun, IBAN CH59 8080 8007 6594 2022 7