Newsletter – Juni 2025

Auch im aktuellen Jahr hatten wir Einsätze von Fachleuten aus der Schweiz um im Bethany Spital in den bestehenden Bereichen Anästhesie und Gastroenterologie zu helfen. Für das Spitalpersonal bedeuten diese Kontakte wertvolle Möglichkeiten ihr Wissen aufzufrischen und Neues zu erlernen. Durch die engagierte und herzliche Art und Weise wie die Gäste ihr Wissen weitergaben wurden wir alle außerordentlich ermutigt.  Untenstehend teilen sie ihre Erfahrungen während dieser Zeit mit zwei Kurzberichten. Diese sind auch für mich immer wieder spannend zu lesen und inspirierend. Ich hoffe, dass dies auch Euch so ergehen wird.

Der weitere Aufbau des Kinderclubs und des Grundschul-Hilfeunterrichts schreitet erfreulich voran. Wir konnten nun eine zweite begabte und engagierte Person finden und anstellen. Zwei Mal wöchentlich wird an den Vormittagen das jeweilige Programm inhaltlich, didaktisch und praktisch vorbereitet. An verschiedenen Vormittagen und Nachmittagen kommen die Kinder in das neu gemietete Haus zum Unterricht. Esther ist auch als Coach tätig und es ist ihr gemeinsam mit dem Team gelungen, ein attraktives und qualitativ überzeugendes Programm mit den Kindern durchzuführen.

 

Thomas hilft vorerst am Freitagnachmittag beim Hilfeunterricht mit und genießt die Abwechslung zum Spitalalltag. Auch während unserer Abwesenheit läuft diese Arbeit unverändert und gut weiter, was uns besonders freut. Im Außenbereich des Hauses konnten wir zusätzlich Überdachungen bauen, so dass wir auch bei Regen und praller Sonne einen Teil des Außenraums im Schatten für Unterricht und Spiel nutzen können.

Herzlichen Dank für euer Interesse und eure wertvolle Unterstützung.

Thomas und Esther Beck

Aktuelles vom Bethany Hospital

Weiterbildung Magen-Darmspiegelungen

Vom 28. April bis 9. Mai 2025 reiste ich auf Einladung als Ausbildner nach Madagaskar.  An sechs Arbeitstagen wurden 36 Magen- und Darmspiegelungen häufig bis spät abends durchgeführt. Zusätzlich durfte ich zwei theoretische Fortbildungen mit dem Pflege- und Aerzteteam durchführen. Das Team aus Ärzten, dem Anästhesie- und Assistenzteam zeigte hohe Motivation und Einsatzbereitschaft.

Was die Magenspiegelungen angeht konnten grosse Fortschritte erzielt werden, insbesondere konnte ich auch praktisch das Aufdehnen von Speiseröhrenverengungen und das Ligieren/Abbinden von Ösophagusvarizen (Krampfadern der Speiseröhre) instruieren. Viele Patienten leiden aufgrund von Bilharziose an Ösophagusvarizen. Diese platzen häufig, was zu lebensgefährlichen Blutungen führt. Die Behandlung dieser Krampfadern ist deutlich lebensverlängernd. Ein junger Patient mit einer Laugenverätzung der Speiseröhre konnte erfolgreich behandelt werden. Durch die Aufdehnung einer vernarbten Engstelle war die Entfernung einer zuvor notwendigen Magensonde möglich und der Patient kann nun wieder normal essen und schlucken.

Bei den Darmspiegelungen wurden kleine Fortschritte gemacht. Das Team steht hier erst am Anfang der Ausbildung und es wird noch ein langer Weg zu gehen sein. Ungewohnt war für mich der sehr kleine Endoskopieraum, in dem zudem auch die Reinigung der Instrumente durchgeführt werden muss. Ein grösserer Raum würde die Effizienz deutlich steigern.

Ich verliess Tamatave mit einem sehr positiven Gefühl. Die Fortschritte, die das Team in nur sechs Tagen intensiver Betreuung erzielt hat, sind beeindruckend. Dennoch bleibt noch viel zu instruieren und zu entwickeln. Es wäre wünschenswert, wenn das Bethany Hospital weiter zu einem Endoskopiezentrum in Madagaskar ausgebaut werden könnte, was noch viel Einsatz erfordert. Mit Herzblut und Hingabe aller Beteiligter in Madagaskar und in der Schweiz bin ich jedoch optimistisch, dass dieses Ziel erfolgreich umgesetzt werden kann.

Dr.med. Andreas Frenzer, Gastroenterologie Thun – Bauch im Zentrum

 

Anästhesieweiterbildung

Mitte April durfte ich einen zweiwöchigen Einsatz in der Anästhesie in Tamatave verbringen. Nachdem ich zuvor zwei Wochen Ferien in Madagaskar mit der Familie gemacht hatte, begann ich meine Arbeit im Bethany Hospital Center am Osterdienstag.

Als erstes begann ich mit einer theoretischen Weiterbildung über verschiedene Anästhesiearten. Die jungen Ärzte waren sehr interessiert und stellten viele Fragen.

Da am ersten Arbeitstag keine Operationen geplant waren, hatte ich Zeit mir einen Überblick über die vorhandenen Geräte und Möglichkeiten zu verschaffen. Diese erschienen mir recht beschränkt, gewisse Geräte funktionieren nur noch zum Teil, vor allem weil es keine Ersatzteile mehr gibt und sie vom Hersteller nicht mehr gewartet werden. Anästhesie-Medikamente gibt es nur wenige, was alles auch etwas vereinfachte. Das Einwegmaterial wird sehr häufig wiederverwendet. Im Lager gibt es tonnenweise Verbrauchsmaterial, leider ist es etwas aufwändig zu finden, was benötigt wird.

Nach 30 Jahren im Spital Thun, erlebte ich ganz andere Arbeitsbedingungen und obwohl ich es etwa so erwartet hatte, war es eine ganz fremde Welt. Mir wurde schnell bewusst, dass meine Ansichten für meine madagassische Kollegin wohl genauso ungewohnt erscheinen wie für mich ihre Arbeitsweise.

Folgende Unterschiede waren für mich am eindrücklichsten:

Die mangelnde Hygiene, verursacht durch die große Sparsamkeit, war ein großes Thema. Das betrifft die aufgezogenen Spritzen, die bei hohen Temperaturen zum Teil viel zu lange aufbewahrt werden und das Einwegmaterial, das ohne genügende Aufbereitung weiterverwendet wird.

Relaxometer

Die Anästhesieausbildung des Pflegepersonals kann nicht mit unserer Ausbildung in der Schweiz verglichen werden. Obwohl in Madagaskar meistens ohne Anästhesiearzt gearbeitet wird (im Bethany Spital fast immer), ist das theoretische Wissen auf einem tiefen Niveau. Praktisch arbeitet meine Kollegin sehr versiert, abgesehen von der Hygiene.

Zusätzlich hat es mich sehr erstaunt, wie wenig mit den Patienten kommuniziert wurde, nicht nur im Rahmen der Anästhesie, sondern ganz allgemein im Spital. Ich weiß nicht, weshalb dies so auffallend war, da ich die Menschen sonst als sehr herzlich erlebte.

 

Während der ersten Tage im Spital habe ich die Situation ein wenig beobachtet und versucht die Bedingungen für die Patienten und die Chirurgen zu optimieren. So hat Fokus Madagaskar mir ein Gerät zur Kontrolle der Muskelrelaxation während der Narkose mitgegeben (Relaxometer). Bei den wenigen Vollnarkosen, die wir hatten, versuchte ich meine Kollegin und meinen Kollegen für dieses neue Gerät zu schulen. Die Zeit wird zeigen, ob dieses Gerät verstanden wurde und zum Einsatz kommt.

 

In meiner zweiten Arbeitswoche ging es dann darum, das Pflegepersonal des OP-Bereiches für Sedationen zur Magen- oder Darmspiegelung zu schulen. Durch die Anwesenheit von Dr. A. Frenzer gab es sehr viele Spiegelungen und somit viele Schulungsmöglichkeiten, die motiviert genutzt wurden. Da in Madagaskar alles „mora mora“, also recht gemütlich läuft, waren alle sehr gefordert mit dem europäischen Tempo, da wir alle Untersuchungen ermöglichen wollten. Am zweiten Tag war unerwartet das hauptsächlich verwendete Medikament für die Sedationen knapp, obwohl wir genügend angefordert hatten. Auch das ist Madagaskar. Auch in der Schweiz kommt dies immer öfter vor – mit dem Unterschied, dass es bei uns genügend Generika gibt, auf die wir ausweichen können. In Tamatave haben wir etwas mehr improvisieren müssen…

Durch die drei arbeitsfreien Tage (Ostermontag, Besuch von Präsident Macron in Madagaskar und 1.Mai) hatte ich Zeit im Hotelzimmer den Vortrag vorzubereiten und Bedienungsanleitungen zusammenzufassen und zu übersetzen. Anhand meiner Notizen erarbeiteten wir aktualisierte Arbeitsanweisungen, welche nun noch vom lokalen Anästhesieteam revidiert und dann in Kraft gesetzt werden.

 

Ich bin sehr gespannt, ob mein Einsatz nachhaltige Veränderungen bringt. Nicht nur meine madagassischen Kollegen haben von mir gelernt, auch ich habe viele Denkanstöße erhalten. Mein erster Auslandeinsatz war für mich in vielerlei Hinsicht eine wunderbare Erfahrung und ich war sehr gerne in Tamatave.

Am meisten fehlt mir – zurück in Thun – die Anerkennung und die grosse Wertschätzung, die ich erfuhr.

Wenn ich diese Gelegenheit noch einmal hätte, wäre ich sofort wieder zu einem Arbeitseinsatz im Bethany Spital bereit.

Monika Mayer, Expertin Anästhesiepflege, Spital Thun

 

Impressum / Kontakt

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Lektorat, Layout            René Stouthandel, stouthandel@bluewin.ch

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