Bevölkerung
Die Menschen auf Madagaskar sind Nachfahren jener Einwanderer, die auf dem Seeweg aus dem südostasiatischen Raum oder von der ostafrikanischen Küste und den Komoren im Verlaufe mehrerer Jahrhunderte auf die Grosse Insel gelangten. Asiatische oder afrikanische Züge sind bei einzelnen Gruppen klar erkennbar. Trotz offiziell 18 Ethnien gibt es eine gemeinsame Sprache, das Malagasy. Innerhalb von 50 Jahren hat sich die Bevölkerungszahl vervierfacht – von 5,5 Millionen 1960 auf 22 Millionen im Jahre 2011. 45 Prozent der Bevölkerung sind weniger als 14 Jahre, bloss 3 Prozent sind über 65 Jahre alt. Die Hauptstadt ist Antananarivo (kurz Tana) und hat 1,4 Millionen Einwohner.
Amtssprachen
Malagasy und Französisch. Jede ethnische Gruppe hat ihren eigenen Dialekt des Malagasy. In Mandritsara wird der Dialekt: Tsimieti gesprochen. Der Unterschied zu Malagasy (oder synonym: Madagassisch) ist ungefähr so wie Hochdeutsch zu einem ausgeprägten Walliser Dialekt. Offiziell gilt Französisch als Amtssprache, wird aber ausserhalb von grösseren Städten wenig verstanden. Im Spital und der Kirche verstehen und sprechen die Mitarbeiter je nach Schulbildung oft französisch.
Wirtschaft
Laut Weltbank entspricht das Bruttojahresinlandprodukt von Madagaskar 950 US-Dollar pro Einwohner. Madagaskar zählt damit zu den ärmsten Ländern der Welt. Dabei herrscht eine grosse Ungleichheit. Vier von fünf Madagassen leben unter der Armutsschwelle von einem Dollar pro Kopf und Tag. Dabei wäre das Land reich an Rohstoffen. So exportiert Madagaskar Kaffee, Garnelen, Vanille, Gewürznelken und Zucker sowie Bergbauprodukte. Die Landwirtschaft ist eine der wichtigsten Wirtschaftszweige. Diese wird in Madagaskar hauptsächlich als Subsistenzwirtschaft betrieben. Arbeit und Arbeitsmarkt in Madagaskar sind kaum vergleichbar mit industrialisierten Ländern. Gemäss offiziellen Statistiken gibt es in Madagaskar bloss 840’000 offiziell registrierte Arbeiter und Angestellte und somit regelmässige Lohnbezüger. 480’000 Personen werden als Arbeitssuchende eingestuft, und weitere rund 3’000’000 Personen gelten als unterbeschäftigt, es sind Gelegenheitsarbeiter, häufig Taglöhner.
Politische Entwicklung
Die Merina – Menschen der Hochebene übernahmen im 19. Jahrhundert die Kontrolle über die ganze Insel. Dies ist noch heute ein Grund für die politischen Schwierigkeiten mit den Küstenvölkern. Frankreich annektiert die Insel im Jahr 1896 bis 1960. Danach wurde Madagaskar wieder unabhängig. Eine Periode des Marxismus in den 1970er Jahren führte zu einer bis heute dauernden Wirtschaftskrise. Mehrparteien-Wahlen im Jahr 1993 gaben den Sieg der Opposition, aber im Jahr 1996 kam der ehemalige Präsident, Didier Ratsiraka, der das Land durch die Zeit des Marxismus geführt hatte, durch einen Militärputsch wieder an die Macht. Nach Präsidentschaftswahlen im Dezember 2001 und nach einer internationalen Intervention kam nun neu Marc Ravalomanana an die Macht und führt seither das Land auf einem instabilen Kurs. Aktuell sind erneut Neuwahlen mit ungewissem Ausgang am Laufen.
Zwar ist Madagaskar seit 50 Jahren formal eine Demokratie mit Verfassung, Parlamenten und Wahlen auf allen Ebenen. Der Umgang mit dieser Grundausstattung folgt aber eigenen Gesetzen. Charakteristisch ist insbesondere die starke Stellung des Präsidenten, in deren Sog sich de facto eine Einparteienherrschaft etabliert. Damit ist die Basis gelegt für ein Klientelsystem, welches der Korruption Vorschub leistet. Vier von fünf Präsidentschaften haben in tiefen Krisen geendet – diese sind Ausdruck der Schwächen «starker» Präsidentschaften und somit Chancen zu einem neuen Aufbruch.
Klima
Tropisch an der Küste, gemässigt auf der Hochebene (Temperaturen in Mandritsara um 25-40 Grad), trocken im Süden.
Geographie und Umwelt
Madagaskar ist die drittgrösste Insel der Erde und liegt 400 Kilometer vor der ostafrikanischen Küste im Indischen Ozean. Ihre Fläche von 592 000 Quadratkilometern entspricht vierzehnmal derjenigen der Schweiz. In Madagaskar konnte sich aus verschiedenen Gründen eine einzigartige Flora und Fauna entwickeln. So kommen 80 Prozent der rund 12’000 Pflanzenarten nur dort vor. Die Tierwelt, in der keine afrikanischen Grosstiere vorkommen, ist nicht nur durch die Lemuren (Halbaffen) weltweit bekannt geworden, sondern auch durch die grosse Vielfalt einheimischer Chamäleons oder Vogelarten.
Verschiedene Klimazonen und Naturräume charakterisieren die Insel:
- Die tropisch feuchte Ostküste ist ein Regenwaldgebiet und gleichzeitig die Hauptproduktionszone für weltbekannte Exportprodukte wie Vanille, Gewürznelken, Kaffee, Kakao, Pfeffer, Zimt und Litschis. Daneben werden Kokosnüsse, Bananen, Maniok, Reis und andere Güter für den lokalen Bedarf produziert.
- Das karge Hochland liegt auf 1000 bis 1400 Höhenmetern. Das gemässigte Klima begünstigt dort den Nassreisanbau, die absolut dominante Kultur, ergänzt durch Gemüse- und Obstkulturen.
- Der Westen der Insel liegt in einer tropisch trockenen Zone mit Niederschlägen unter 1000 Millimetern pro Jahr. Auf den riesigen Schwemmlandgebieten werden neben Reis hauptsächlich Maniok, Mais und Trockenbohnen angebaut und eine extensive Viehhaltung mit Zebu-Rindern betrieben.
- Schliesslich der trockene Süden der Insel, wo vor allem eine extensive Viehzucht mit Zebu-Rindern vorherrscht.
Einzig die bewässerten Reisfelder sind grün Flugplatz in Mandritsara
Auf Grund seiner Lage treffen Madagaskar häufig Naturkatastrophen: Zyklone, Überschwemmungen und Dürren. Die tropischen Wirbelstürme suchen die Insel jährlich heim.
Eines der grössten Probleme ist die Zerstörung der Natur durch Menschenhand: Entweder grossflächig in Form der Brandrodung oder gelegten Busch- und Steppenbränden, oder gezielt durch illegalen Holzschlag oder ebenso illegale Jagd auf geschützte Tiere. Die Brandrodung hat während Jahrhunderten zur Gewinnung von Ackerland gedient und setzt sich auch heute noch in denjenigen Gebieten fort, wo Naturwaldreserven existieren: entlang der Ostküste und im Westen.
Religion und Kirchengeschichte
Offiziell sind 41 % der Madagassen Christen, 9 % Muslime und 50 % Anhänger der traditionellen Religion, dem Ahnenkult. Tatsächlich praktizieren aber vermutlich 95 % den Ahnenkult, Christen und Muslime eingeschlossen.
Opferkultstädte mit Opfersteinaltar und Ochsenschädel Grab mit Beigaben wie Zahnbürste, Hut und Schuhen
Der christliche Glaube ist erstmals im Verlaufe des 19. Jahrhunderts in Madagaskar verkündet worden. Die ersten protestantischen Missionare waren 2 Waliser der London Missionary Society. Sie landeten mit ihren Frauen und zwei Kleinkindern im Jahr 1818 an der Ostküste. Innerhalb von 3 Monaten waren 5 der 6 an Malaria gestorben, Jones, der Überlebende ging nach Mauritius zurück um sich zu erholen. Bald kehrte er aber zurück und wurde von weiteren Missionaren begleitet. Viel Arbeit wurde getan: Die madagassische Sprache wurde in lateinischer Schrift niedergeschrieben, die Übersetzung der Bibel auf madagassisch, die Verkündigung des Evangeliums und die Gründung von Schulen. Bis 1830 war die ganze Bibel in Malagasy übersetzt. Es folgte eine Zeit der schweren Verfolgung durch die madagassische Königin. Alle Missionare mussten die Insel verlassen und viele madagassischen Christen und Missionare starben den Märtyrertod. Doch das Werk Gottes konnte nicht ausgelöscht werden. Als die Missionare zurückkehrten, stellten sie mit Freuden fest, dass die Kirche gewachsen war. Die Kirche, die sich aus dieser frühen Arbeit entwickelte heisst heute Kirche Jesu Christi von Madagaskar (FJKM) und ist die grösste protestantische Konfession in Madagaskar. Die Lutherische Kirche (auf norwegische und amerikanische Missionare zurückgehend) ist die zweitgrösste christliche Denomination. Darüber hinaus gibt es Anglikaner, Pfingstliche Kirchen (mehrere Gruppen), Baptisten und die Freien Evangelischen Kirchen.
Eine madagassische Bibel kann für umgerechnet ca. zwei Tageslöhne eines Arbeiters erworben werden. Es gibt jedoch sehr wenige christliche Bücher in Malagasy. Französische importierte christliche Bücher sind für die meisten Menschen sehr teuer und kaum erhältlich.
Mehrere evangelische Missionsgesellschaften arbeiten derzeit in Madagaskar: Z. B. Mission Aviation Fellowship, AIM International, Jugend mit einer Mission, Fellowship Bible Study, etc.