Ein bewegtes Jahr
Wir dürfen dankbar auf das vergangene Jahr zurückblicken. Dank der Unterstützung von vielen Besuchern war es möglich eine Vielfalt von Schulungen im Spital anzubieten. Zudem konnte die Infrastruktur des Unterhaltsdienstes (Maintenance) ausgebaut werden, wovon das Vorstandsmitglied Stefan Meyer berichtet.
Mit dem gestoppten Engagement für einen Spitalneubau gab es auch Enttäuschungen, doch gehören diese halt auch zur Realität eines solchen Projektes. Vielen Dank für das große Verständnis, das viele uns gegenüber geäußert haben.
Nun konzentrieren wir uns im neuen Jahr auf das Ziel durch lokale Mitarbeit, Schulung und Motivation die pflegerische und medizinische Qualität zu verbessern. Weiter werden wir die Bedürftigen via Armenfonds gezielt unterstützen sowie dringende materielle Hilfe und Ausrüstung fürs Spital organisieren.
Herzlichen Dank für euer Interesse und die Unterstützung der verschiedenen Projekte.
Wir wünschen euch eine besinnliche Weihnachtszeit und alles Gute im 2024.
Esther und Thomas Beck
Update von Esther und Thomas Beck
Im September kam ein Team aus Frankreich und installierte ein Wasserfiltersystem, um aus dem lokalen Grundwasser Trinkwasser herstellen zu können. Somit sind wir nun von der unzuverlässigen Wasserlieferung des öffentlichen Wasserwerkes unabhängig und können für alle Patienten hier im Spital Trinkwasser zur Verfügung stellen.
Ebenfalls installierte das französische Team eine Anlage für die Herstellung von destilliertem Wasser, das wir in grösseren Mengen für die Sterilisation brauchen und nun nicht mehr teuer kaufen müssen.
Dr. Fabruce besuchte Ende November zusammen mit dem Anästhesiepfleger einen weiteren zweiwöchigen Fachkurs betreffend Operationen von Lippen-Kieferspalten, so dass wir ab nächstem Jahr zusammen mit der Organisation SMILE diese Eingriffe hier im Spital permanent anbieten können.
Zur Früherfassung von Gebärmutterkarzinomen haben wir nun eine spezielle Sprechstunde (Kolposkopie) unter der Leitung von Dr. Iasy (Ehefrau von Chefarzt Dr. Fabruce) begonnen, nachdem eine spezifische Schulung im Juli durch Frau Dr. Melanie Loser und aktuell im November durch Frau Dr. Elke Krause aus der Schweiz durchgeführt wurde und die notwendigen Fertigkeiten vermittelt wurden.
Dieter Neeser, Vorstandsmitglied und Physiotherapeut war dieses Jahr erneut für 3 Wochen vor Ort und hat sich beim Aufbau eines Mobilisation- /Physioprojektes für die Patienten fachkundig eingesetzt. Er wurde unterstützt von Micha Siegel (ebenfalls Physiotherapeut), Ehemann von Dr. Elke Krause.
Projekt Maintenance im Bethany Hospital Center
Hotel Ocean in Tamatave am 18. Juli 2023: Wow ! Nun bin ich hier, in einer grossen Stadt und mir völlig fremden Welt. Freudig gespannt blicke ich auf die bevorstehenden zwei Wochen, in denen ich mich in der Maintenance einbringen kann. Am nächsten Tag lasse ich mich von einem Tuctuc (Piaggio Dreiradtaxi) ins Bethany Hospital Center fahren und verschaffe mir einen ersten Überblick über das Spital und die grosse Lagerhalle, wo die Maintenance untergebracht ist. Noch am selben Abend besprechen Thomas und ich wie wir das Projekt Maintenance umsetzen wollen. Am Donnerstag treffe ich mich mit ihm in der grossen Lagerhalle, wo Monsieur Joel und zwei weitere Mitarbeiter auf uns warten. Diese drei Spitalangestellten sind verantwortlich, dass die Gebäude und die sanitären sowie elektrischen Installationen wie auch die technischen Geräte des Spitals à jour sind und unterhalten werden.
Meine Aufgaben sind an definierten Stellen im Spital Seifen- und Desinfektionsmittelspender anzubringen, im Endoskopieraum Aufhängungen für die Endoskopiegeräte zu montieren und Arbeitsflächen zu schaffen. Weiter soll die Maintenance mit sinnvollen Werkzeugen, Maschinen, Verbrauchsmaterial und 2 Arbeitstischen ausgerüstet werden. Für diese Anschaffungen steht mir ein Budget aus Spendengeldern von Fokus Madagaskar von gut 13’000’0000 Ariary oder 2700 SFr. zur Verfügung! Diesen Betrag verdient ein madagassischer Arbeiter in zirka 3 Jahren!
«Hie in Madagaskar bruucht alles e chly meh Zyt aus bi üs i dr Schwiiz und mängisch ou grad e chly viu meh…..! »
Dies ist ja nicht falsch, es ist einfach anders 😊! Mit der Abenteuerlust im Rucksack beginne ich mich in der noch sehr ungewohnten Umgebung und grossen Stadt vertraut zu machen.
Mit Monsieur Joel checke ich den aktuellen Bestand der Werkzeuge und Maschinen. Anhand einer Handskizze zeige ich ihm wie die zwei Arbeitstische angefertigt werden könnten und frage ihn, ob dies für ihn so praktisch und anwendbar sei. Nach allen Abklärungen bin ich soweit, dass ich mich mit einem Tuctuc auf den Weg mache um mir im ABC- Baumarkt ein Bild über das Produktesortiment zu verschaffen. Anhand von vielen Fotos auf meinem Mobilephone bespreche ich am nächsten Tag mit Monsieur Joel, was er zu den bestehenden Werkzeugen und Maschinen noch benötigt um die Unterhaltsarbeiten im und am Spital optimal ausführen zu können. So entsteht eine konkrete Einkaufsliste für die Maintenance. Nun muss ich den Bedarf mit dem Budget abgleichen um zu beurteilen ob mein Budget auch ausreichend ist. Der Betrag ist mehr als ausreichend und so steht der Beschaffung nichts mehr im Wege. Die Arbeitstische nehme ich aus dem bestehenden Mobiliar der Lagerhalle, die Platten für die Rückwände besorge ich in einem Geschäft in der Stadt.
Die Tage verfliegen im Nu und ich bin froh, dass die Vorarbeiten nun erledigt sind und ich das Geplante ausführen kann.
Einkaufen in Madagaskar ist ein «Erlebnis» und braucht ein grosses Mass an Geduld und Verständnis für andere Kulturen. So verbringen wir einen ganzen Nachmittag damit, unsere Einkäufe zu besorgen und ins Spital transportieren zu lassen. Nun geht es in die Phase der Umsetzung. Schnell sind die Seifen- und Desinfektionsmittelspender montiert. Der Jüngling Len van der Weg hat mich dabei tatkräftig unterstützt.
Die Arbeitsflächen und das Klapptablar für den Endoskopieraum sind angefertigt, die Aufhängungen für die sehr empfindlichen Endoskopiegeräte sind montiert und somit sind auch die Arbeiten für diesen Raum erledigt.
Jetzt wo wir neue Werkzeuge und Maschinen haben, können auch die beiden Arbeitstische viel leichter und effizienter angefertigt werden.
Im Rückblick schaue ich dankbar und zufrieden auf das gelungene Projekt, das nun auch den drei Maintenance Mitarbeitern grosse Freude bereitet.
Stefan Meyer
Joachin, Infirmier – Portrait eines Pflegers
Der portraitierte Pfleger arbeitet seit rund 2 Jahren im Hopitaly Bethany. Früher war Joachin im Spital von Mandritsara tätig, hat dort seine Krankenpflegerausbildung absolviert und war damals sogar im Unterricht von Thomas. Er arbeitet im Operationssaal als Operationspfleger. Das bedeutet Assistenz während den Operationen inklusive Endoskopien, sowie Reinigung und Aufbereitung der notwendigen Instrumente.
Im Gegensatz zu vielen Berufskollegen in der Schweiz kann sich das Pflegepersonal hier vorwiegend um ihre Hauptaufgabe – die medizinische Betreuung – kümmern. Die Nahrungsbereitstellung, die Körperpflege, das Leeren der Bettpfannen, selbst das Mitbringen der Bettwäsche liegt in der Verantwortung der Angehörigen. Diese sind abwechselnd rund um die Uhr bei den Kranken anwesend und schlafen somit auch im Krankenzimmer.
Die Arbeitszeit betrage rund 44 Stunden pro Woche, gearbeitet werde an 5 Wochentagen. Das monatliche Gehalt eines Infirmiers sei in einer Spanne von 400`000 – 600`000 Ariary gelegen, was rund SFr. 80 – 122 SFr./Monat entspricht. Ein madagassischer Arzt verdient mit ca. 1’000’000 Ariary /Monat etwa das Doppelte. Pro Jahr werden 5 Wochen Ferien gewährt, diese seien in den ersten 3 Arbeitsjahren «en Bloc» zu beziehen.
Im Spital Bethany schätze er, dass zuerst den Leuten geholfen und erst dann nach einer Finanzierungsmöglichkeit gesucht werde. In anderen Spitälern sei dies eher umgekehrt. Er schätze hier das Miteinander unter seinen Berufskollegen und liebe die Zusammenarbeit mit anderen Disziplinen im Spital. Gerne möchte er in seinem Beruf, seiner Berufung folgend, weiter den Leuten helfend zur Seite stehen. Er freut sich über die angebotenen Weiterbildungsmöglichkeiten. Manchmal störe er sich an den (notwendigen) Hierarchiestrukturen.
Nach seiner Freizeit gefragt, erwähnt er «sein Ein und Alles», die Familie! Nein, Hobbys oder sonstige Zeitvertriebe kenne er nicht. Seine Frau arbeitet als Lehrerin, so könnten sie sich zusammen einen Kitaplatz für den Sohn leisten.
Nach den Perspektiven für Madagaskar gefragt, sei er enttäuscht, dass trotz vieler Bodenschätze die Schere zwischen Arm und Reich immer grösser werde, dass Korruption und Inflation die Entwicklung des Landes sehr hemmen würden. Letztere verursachen einem Grossteil der Bevölkerung grossen Stress, da keine materielle Sicherheit bezüglich der weiteren Zukunft wie auch dem morgigen Tag vorhanden sei. Ob die gerade erfolgten Wahlen einen Aufschwung bringen werden, sei im Rückblick auf die Geschichte Madagaskars eher zu bezweifeln.
Ich bedanke mich herzlich für seine Offenheit und das Interview.
Dieter Neeser
Veränderungen im Vorstand
Im Herbst ist das Ehepaar Christine und Markus Wüthrich auf eigenen Wunsch aus dem Vorstand ausgetreten. Sie haben im Hintergrund v.a. den Versand des Newsletters übernommen. Mit ihnen verbinden wir unter anderem das grossartige Wasserreservoirprojekt in Mandritsara. Das Reservoir funktionert weiterhin gut und ist eine grosse Hilfe für die regelmässige Wasserversorgung im Spital Vaovao. Markus und Christine sind in einem neuen Brunnenbauprojekt in Uganda engagiert.
Herzlichen Dank für euer langjähriges Engagement für Fokus Madagaskar.
Auch Robert Blaser verlässt den Vorstand auf persönlichen Wunsch. Seine hervorragende Arbeit als Kassier wird er noch weiterführen, worüber wir sehr dankbar sind. Danke Robert für deine bisherige Arbeit im Vorstand und die Weiterführung der Buchhaltung.
René Stouthandel
Vorankündigung: ordentliche Mitgliederversammlung
Freitag 22.März 2024 um 19.30 Uhr im Restaurant Burehuus, Thun
- Vereinstraktanden
- Einsatzberichte Sommer 2023
- Apéro
Herzliche Einladung für Vereinsmitglieder und Interessenten
Der Vorstand dankt Ihnen für das anhaltende Interesse für Fokus Madagaskar. Wir wünschen Ihnen eine besinnliche Weihnachtszeit und gute Gesundheit im neuen Jahr.
Impressum / Kontakt
Herausgeber Verein Fokus Madagaskar, 3600 Thun |
Kontakt Madagaskar beck.madagaskar@gmail.com
Lektorat, Layout René Stouthandel, stouthandel@bluewin.ch
Spendenkonto Raiffeisenbank Gürbe, Kto. 30-4423-9, 3123 Belp
zugunsten Fokus Madagaskar, 3600 Thun, IBAN CH59 8080 8007 6594 2022 7