Neue Projekte in Tamatave

Liebe Freunde und Interessierte

Nach vier Monaten Erkundigung und Mitarbeit in verschiedenen Projekten in Toamasina, Madagaskar sind wir nun für gut 2 Monate in die Schweiz, um uns für die Weiterarbeit vorzubereiten.
In den vergangenen vier Monaten konnten wir mit der Gründung eines Vereins Fokus Madagaskar in Madagaskar beginnen, eine administrative Herausforderung mit Gesuchen in fünf verschiedenen Ministerien, doch sind wir zuversichtlich, dass es klappen könnte, einfach langsamer als wir erhofften. Im Hinblick auf Arbeitsbewilligungen für weitere Mitarbeiter, Zollerleichterungen bei Importen und Anerkennung ist dieser Schritt jedoch notwendig.
In Tana, der Hauptstadt, konnten wir in ein Geburtshaus hineinblicken und kurz mitarbeiten, danach zogen wir nach Toamasina, der Hafenstadt an der Ostküste Madagaskars.

Hauptsächlich arbeitete ich im Aufbau eines neuen Spitales mit, was mir einen wertvollen Einblick in die vorhandenen Ressourcen personeller und materieller Art gab.

Es half uns die persönlichen Möglichkeiten und Grenzen der Unterstützung und diejenige von Fokus Madagaskar einzuschätzen. So gestaltete sich die Arbeit im Operationssaal ohne OP Lampe, nur mit Biker-Stirnlampen, recht mühsam.

Es gab noch kein Labor und es fehlte generell an sehr vielem. Auch die Administration hat viel Entwicklungspotential, Esther half in diesem Bereich im Spital mit.

Aufbau des Labors: Mit Geld von Fokus Madagaskar konnten wir vor Ort ein Mikroskop, einen Chemieanalyzer, Pipetten und Verbrauchsmaterial kaufen und das Labor Ende Mai in Betrieb nehmen.

Die vielen Stromausfälle machen einen guten Spitalbetrieb unmöglich (Sauerstoff, Monitore, Operationssaal, etc.). Dank Fokus Madagaskar, konnten wir einen kräftigen und guten Occasiongenerator für das Spital kaufen.

Wir staunen wie mit einfachsten Mittel doch vieles möglich ist, wenn auch oft sehr mühsam

Personell waren wir drei Ärzte für die 24h Versorgung während 7 Tagen zuständig, was mich persönlich sehr an die Grenzen gebracht hat. Wir suchen Verstärkung, was sich allerdings schwierig gestaltet…

Die Patienten sind wiederum sehr dankbar und die Not ist groß, was uns alle motiviert – trotz der Müdigkeit. Ich sehe meine Aufgabe in Zukunft vor allem in der Ausbildung und Supervision.

Dieser Patient stürzte wegen fehlenden Brettern einer Brücke zwischen den Holzlatten in die Tiefe.

Gott sei Dank blieb er hängen und erlitt «bloss» eine offene Ellbogenfraktur. Insgesamt gibt es nun 20 stationäre Bettenplätze im Spital. Daneben kommen täglich 40-70 Patienten ambulant ins Spital.

Die Geburtshilfe hat noch grossen Bedarf sowohl in der Ausbildung als auch betreffend Material und Ausrüstung. Ich konnte mit einem Ultraschall-Ausbildungsgang für die Ärzte, Hebammen und Studenten beginnen, im März konnten wir schon ein Ultraschallgerät von Fokus Madagaskar mitnehmen.

Esther half im Aufbau der Administration (Finanzen, Lager, Apotheke, etc.) im Spital mit. Die Mitarbeiter sind dankbar für die Hilfe und Vorschläge, und es wird viel gelacht…

Daneben haben wir mit der Organisation Mercy Ministries gearbeitet, über welche aktuell auch unsere Arbeitsbewilligungen laufen.

Wir konnten verschiedene Besuche mit Supervision und Weiterbildung für die Gesundheitshelfer in den entlegenen Dörfern machen

Zum Teil zu Fuß, zum Teil mit Auto, z.T. mit dem Helikopter.

Aktuell arbeiten wir zusammen mit unseren madagassischen Freunden an einem neuen Arbeitsheft und Ausbildungsgang für die Gesundheitshelfer. Dank Internet können wir nun auch während dem Aufenthalt in der Schweiz miteinander daran weiterarbeiten.

Weiterbildungswoche für die Gesundheitshelfer

Anfang Oktober werden alle 30 Gesundheitshelfer aus den abgelegenen Dörfern nach Toamasina kommen und während einer Woche vom Mercy Ministries Team theoretisch und praktisch für ihre Aufgabe im Busch geschult. Bereits hier in der Schweiz sind wir dabei diese Woche vorzubereiten und die Schulungsunterlagen zu erstellen.
Ganz in der Nähe des Meeres haben wir eine Wohnung gefunden mit frischer und sauberer Luft, was uns viel wert ist. Toamasia ist eine sehr umweltbelastete und schmutzige Stadt. Tausende von Motos und Dreirad-Autos fahren durch die vollständig verstopften Strassen und suchen sich irgendwie einen Weg. Wir benutzen immer die dreirädrigen Tuctuc um nach 20 -40 Minuten – je nach Stau – das Spital zu erreichen. Öffentliche Verkehrsmittel gibt es nicht. Das Velofahren in diesem Verkehrschaos ohne Regeln ist eher gefährlich.
Mandritsara: Weiterhin unterstützen wir als Fokus Madagaskar das Labor mit Reagenzien, die Gesundheitsvorsorge und den Unterhalt des Wasserreservoirs, welches immer noch bestens funktioniert.

Hilfsgütertransport

Kurz nachunserer Ankunft in der Schweiz benachrichtigte uns eine Transport- und Hilfsorganisation in Basel (Stiftung Madagaskar), dass sie noch Platz hätten in einem Container, der nach Toamasina geschickt werde. Wir können dort für 350 Franken pro m3 Material mitgeben. Dies war natürlich ein Geschenk des Himmels.

Wir suchten sofort Material, das uns sinnvoll für den nächsten Einsatz erschien.

Einiges haben wir gefunden! Vom Universitätsspital Basel erhielten wir gratis eine ausgezeichnete OP Lampe, zwei Notfallliegen, eine Untersuchungsliege, viele Operations- und Spitalkleider, ein Blutanalysegerät sowie Sterilisationsbehälter. Bei HIOB international in Steffisburg konnten wir noch Occasion Material kaufen, wie einen grossen Sterilisations-Autoklaven vom Schweizer Militär, einen Gebärstuhl, eine Lichtquelle für Blasenspiegelungen, Operationsschürzen, Röntgenbetrachtungsschirme, Kolposkop, EKG Gerät und Operationsbestecke wie Bauchspreizer etc.

 

Leider fand ich keinen Operationstisch, auch ein Beatmungsgerät sowie ein mobiles Röntgengerät fehlen noch. So werden wir uns wohl noch etwas länger mit dem Wackel-Operationstisch begnügen , während der Operationen die Patienten von Hand beatmen und sie auswärts zum Röntgen senden müssen. Wir suchen weiter und hoffen, dass zu einem späteren Zeitpunkt wieder ein Container nach Toamasina geschickt wird. So waren Esther und ich fleissig am Einpacken, Anschreiben und Containerfüllen und dankbar für das viele gefundene Material

Herzliche Grüsse
Eure Esther und Thomas Beck