Impressionen aus einem Kurzeinsatz
Wir berichten in diesem Rundbrief über unseren 4-Wochen-Einsatz von Juli/August in Mandritsara.
Flötenstunde in Mandritsara
Von den in der Schweiz gesammelten Flöten haben die meisten bereits einen neuen Besitzer gefunden. Was für eine grosse Freude für alle! Esther Beck hat Musikunterricht und Flötenstunde als neues Schulfach eingeführt. Sie unterrichtete die Lehrer mit einem Vorsprung auf die Schüler von 1 bis 2 Tönen; so konnten diese ihr Können sofort an ihre Schüler weitergeben.
Nach spontaner Absprache mit der Schuldirektorin wurde mein Hobby zum Beruf und ich war tem-poräre Flötenlehrerin. Nachdem ich ein Stück von Mozart vorgespielt hatte, waren Kinder und Lehrer mit Begeisterung am Üben – auch wenn sie erst 3 bis 5 Töne beherrschten.
Und so kam es zum ersten Flötenkonzert in Mandritsara! Während der vierstündigen Schulschlussfeier mit verschiedenen Beiträgen hatte es dauernd Hintergrundgeräusche und Geschwätz, sodass zum Glück nicht alle falschen Töne der elf Flötenklassen gehört wurden. Der Applaus rechtfertigte den Aufwand.
In der folgenden Woche unterrichtete ich die Lehrer in einem Intensiv-Flötenkurs. Täglich wurden Musiktheorie gelernt, Fingerfertigkeiten geübt und natürlich geflötelt. Die Motivation war so hoch, dass die Lehrkräfte sogar Zusatzlektionen wünschten.
Und die Fortschritte waren grossartig – eine echte Entlastung fürs Gehör! Ich hoffe, dass Esther nach den langen Sommerferien den Musikunterricht wieder aufnehmen kann und das Flötenspiel in der Ecole Bonne Nouvelle seinen Stellenwert beibehält. L’exercice fait le champion!
Die Schweizer Flöten sind auch im Spitalareal hörbar. Abends spielt ein Nachtwächter mit seiner Flöte stundenlang einfache Melodien und zaubert damit eine schöne Atmosphäre in den Spitalgarten.
Christine Stouthandel
Nachtdienst im Spital
Kaum angekommen, stand der erste Nachtdienst an. Um Mitternacht wurde eine junge Frau im Schockzustand zugewiesen. Sie hatte ein gesundes Kind geboren, aber die Plazenta (Mutterkuchen) löste sich nicht, was zu einer anhaltenden Blutung führte. Trotz Flüssigkeitszufuhr und Plazentaausräumung konnte kein messbarer Druck erreicht werden. Eine Blutbank existiert in Madagaskar nicht. In solchen Fällen müssen die Angehörigen ausgetestet werden, um eine gleichwertige Blutgruppe zu finden. Leider verstarb die Mutter in dieser Zeit.
In Entwicklungsländern gehören junge schwangere Frauen zu der am meisten gefährdeten Patientengruppe, welche wegen Geburtsproblemen, Eileiterschwangerschaften und Aborten einen tragischen Verlauf erleben.
Einmal mehr stand ich diesem tragischen Schicksal machtlos gegenüber. Ich versuche deshalb, mich im Rückblick auf die schönen Erlebnisse und erfolgreichen Momente zu fokussieren.
René Stouthandel