Aktuelle Projekte: Santé communautaire, Spital, Landwirtschaft und Schule
Liebe Freunde und Interessierte von Fokus Madagaskar
Wir freuen uns sehr, Euch über einige interessante und spannende Erlebnisse aus unserem Einsatzgebiet in Madagaskar zu berichten.
Santé communautaire: Weiterbildung in Tamatave
Pünktlich um 10 Uhr, 2 Stunden später als abgemacht, verliessen wir Mandritsara mit dem Taxibrousse. Dieses brachte uns in die Hauptstadt Antananarivo und dann in die Hafenstadt Tamatave, wo wir als Team der Gesundheitsvorsorge eine Weiterbildung machen konnten. Im März ist noch Regenzeit und die Strassen sind in kaum fahrbarem Zustand. Das stellt hier aber keinen Grund dar, es nicht doch zu probieren. Und tatsächlich: Nach 36 Stunden Fahrt erreichten wir Tamatave!
Passagen mit Aussteigen, Stossen, Ziehen, Einsteigen verlängerten die Reise, daneben kleinere Pannen, wie ein defekter Alternator. So fuhren wir dann während der ganzen Nacht ohne Licht. Gott sei Dank schien der Halbmond und es war nicht total finster. Teilweise konnten wir dicht ein uns zuvor überholendes Auto verfolgen, bis es uns wieder abhängte… War ich froh, dass die Rückreise dann mit dem Flugzeug der MAF möglich war! Ich brauchte gut drei Tage, bis ich und mein Rücken sich erholt hatten.
Super war die Gemeinschaft mit den 8 Madagassen: zusammen essen (Reis…), Austauschen, die Gruppenarbeiten, gemeinsames Zuhören und Lernen prägten dann die äusserst hilfreiche Woche.
Fokus Madagaskar sponserte die Reise und Fortbildung, an der über 30 Gesundheitshelfer aus Madagaskar kostenlos teilnehmen konnten.
Es war die erste dieser Art. Bisher fanden Fortbildungen im Bereich Gesundheitsvorsorge im Ausland statt. Aufgrund der hohen Kosten waren Einheimische bisher weitgehend verhindert, diese besuchen zu können.
Dorfeinsatz
Neu motiviert und nun auch besser ausgerüstet, starteten wir gleich zwei Tage nach der Rückreise einen Buscheinsatz, wobei wir mit dem Heli in den zur Regenzeit nicht erreichbaren Dörfern abgesetzt wurden. Nebst der Hauptarbeit, Massenimpfungen und Frischluftsprechstunden, konnten die dafür speziell geschulten Mitarbeiter auch Wissen und praktische Tipps für den Bau von Latrinen und die Erfassung von Wasser vermitteln respektive auch die wichtigen hygienischen Vorsichtsmassnahmen erklären.
Gerade in der Regenzeit leiden sehr viele Menschen an Durchfallerkrankungen, weil alle Brunnen mit Schmutzwasser überschwemmt werden.
In der Trockenzeit werden wir in Zukunft mit dem MOTO in die Dörfer fahren können. Vier neue Yamaha 125 ccm Enduro-Motorräder stehen dem Team nun zur Verfügung. Wir versuchen, die Qualität und Motivation der Gesundheitsvorsorgearbeit der peripheren Mitarbeiter mit regelmässigen Besuchen, Schulungen und Evaluationen zu heben. Aufgrund der Transportprobleme wurden diese bisher nur ungenügend betreut; teilweise erhielten sie nur einmal jährlich Unterstützung. Umso mehr freut es mich, dass wir nun bessere Voraussetzungen haben!
In den verschiedenen Dörfern arbeiten rund 30 Gesundheitshelfer, die vor Ort wohnen und sich im Alltag für die medizinische Basisversorgung und für Gesundheitsvorsorgemassnahmen einsetzen. Fokus Madagaskar finanziert den Kauf und den Unterhalt der vier Motorräder.
Spitalarbeit
Im Spital haben sich einige vielversprechende Änderungen ergeben. Mit Fiaranana konnte ein erfahrener und engagierter madagassischer Direktor für das Spital gewonnen werden. Er wird voraussichtlich im Juni die Arbeit aufnehmen. Seit November 2017 arbeitet eine aufrichtige und kompetente madagassische Buchhalterin im Spital, welche neue Kontrollelemente und eine transparente Buchhaltung einführte. Neu wird nun jährlich eine grosse externe Kontrolle der Finanzen (Revision) durchgeführt. Dies macht die Arbeit für uns hier um einiges einfacher, insbesondere die Kontrolle der Spendenflüsse von Fokus Madagaskar.
Reisernte
Dank dem vielen Regen fällt dieses Jahr die Reisernte in Madagaskar gut aus.
Vor zwei Jahren haben wir ja in unserem Garten nach einer neueren Art (SARI) Reis angepflanzt, wie sie im Süden Madagaskars praktiziert wird. Damit sind bei gleichem Landbedarf höhere Ertrage möglich.
Erstmals hat ein Bauer in Ambalavato nun nach der SARI-Methode angebaut. Dabei wird der Reis in grösseren Abständen und als kleinere Setzlinge gepflanzt. Tatsächlich wurden die Pflanzen deutlich grösser und der Ertrag steigerte sich.
Nächstes Jahr will er nun allen Reis so anpflanzen. Bereits beginnen sich andere Reisbauern dafür zu interessieren.
Schule: Was lange währt, wird endlich gut
Am Montag nach den Osterferien war die Flötenstunde zur Auffrischung für die Lehrer angesagt, um in derselben Woche den Unterricht für die Schüler zu starten. Leider erinnerte sich nur eine der neun Lehrkräfte daran. Die Schüler waren ziemlich enttäuscht, dass der Flötenunterricht ausfiel, liessen sich aber auf die nächste Woche vertrösten.
Zweiter Versuch: Drei Lehrer vergassen erneut den Termin; zwei entschieden sich kurzfristig, nun doch nicht zu unterrichten. „Don’t worry, be happy“ – oder bleib einfach flexibel… ;–)
Trotzdem gab es Grund zur Freude: Vier motivierte Lehrerinnen waren da. Festzustellen, dass sie wohl nie geübt hatten und wir deshalb wieder von vorn beginnen mussten, war etwas ernüchternd. Aber sie waren motiviert und bereit, in der gleichen Woche mit dem Unterricht zu beginnen. Der mutige Schritt, nicht auf gut ausgebildete Flötenlehrer zu warten, hat sich gelohnt. Seither pfeift es (sorry! tönt) es nun jeden Dienstag- und Freitagmittag durch die Schule.
Etwa 150 Kinder geniessen den Flötenunterricht.
Dass Schüler und Lehrer immer wieder den Unterricht vergessen, daran muss ich mich gewöhnen. Umso mehr freut es mich, die strahlenden Flötisten zu sehen. Ab und zu, wenn ich mit dem Fahrrad nach Hause fahre, „flötelt“ es aus verschiedenen Häusern.
Vielleicht wird es sogar möglich, dass jede Klasse am Schulabschluss ein kleines Stück vortragen wird.
Ein grosses Ziel, aber wir fassen es ins Auge. Nochmals vielen Dank allen, die mit Sammeln und Spenden von Flöten mitgeholfen haben, den Kindern und auch den Lehrkräften diese Freude zu bereiten!
Neuer Wind in der Schule
Anfangs Jahr haben wir eine neue Schuldirektorin erhalten. Sie ist jung und motiviert und versucht, neue Ideen einzubringen, was nicht immer einfach ist. Vor einiger Zeit wurde der „Conseil scolaire“ (eine Art Schulrat) ins Leben gerufen. Jede Schulstufe ist mit einem Delegierten vertreten, das heisst Kindergarten, Primarschule und Oberstufe. Die regelmässigen Sitzungen (alle 14 Tage) ermöglichen es nun, über Schwierigkeiten und Probleme auszutauschen und gemeinsam vorwärts zu gehen. Die engen Schulräume sind für jede Stufe eine grosse Not. Wir träumen von grösseren Schulräumen, wo die Kinder nicht mehr wie Sardinen eingequetscht sind und Gruppenarbeiten möglich werden.
Ich freue mich, auch Teil dieses „Conseil“ sein zu dürfen. Und ich hoffe, dazu beitragen zu können, dass aus dem Traum bald ein Projekt und hoffentlich bald einmal Realität wird. Wir halten Euch auf jeden Fall auf dem Laufenden.
Herzliche Grüsse
Eure Esther und Thomas Beck