Bericht aus Madagaskar, Juni 2016
Liebe Freunde und Interessierte von Fokus Madagaskar
Wir freuen uns, euch schwerpunktmässig über ein neu angefangenes Mikrokredit-Projekt berichten zu dürfen, und danken euch für euer Interesse, Mittragen und Unterstützen.
Projekt Mikrokredite
Um Hilfe auch längerfristig und nachhaltig leisten zu können, begannen wir mit der Gewährung von Mikrokrediten.
Normalerweise erhalten ärmere Leute hier keine Kredite von den bestehenden Instituten und Banken. Ausserdem sind die Zinsen enorm hoch und die Kredite müssen innert sechs bis zwölf Monaten zurückbezahlt werden.
Befreundete Madagassen von uns haben einen gemeinnützigen Verein mit dem Namen „Mitjinso“ zur Unterstützung von Armen und Hilfsbedürftigen gegründet. Alle Mitglieder arbeiten ehrenamtlich. Als Fokus Madagaskar unterstützen wir diesen Verein direkt mit Geld, das der Verein „Mitjinso“ nebst anderer Hilfe auch in Form von Mikrokrediten weitergibt.
Die Auswahl und Betreuung der Kreditnehmer erfolgt dabei direkt durch Madagassen, welche die Kreditbedürftigen jeweils auch gut kennen. Sie erarbeiten mit jedem Kreditnehmer ein Budget, beraten ihre Kunden und besuchen sie persönlich in regelmässigen Abständen. Dabei instruieren und kontrollieren sie auch die Buchhaltung und Finanzen. Fokus Madagaskar bekommt detaillierte Einsicht in diese Buchhaltungen und kann dadurch die Verwendung der Gelder genau kontrollieren.
Wenn die Kredite wieder an „Mitjinso“ zurückbezahlt sind, kann dieses Geld für neue Kredite eingesetzt werden. So wird der Hilfsverein hier mit der Zeit auch immer unabhängiger vom Geldzufluss aus dem Ausland.
Das gespendete Geld wird in einem Kreislauf wiederverwendet
Mikrokredite konkret: Projekt Dreschmaschine
Mit Hilfe der Dorfgemeinschaft konnte die über 500 Kilo schwere Reisdreschmaschine von Hand auf zwei Ochsenwagen gehoben werden, dann über 6 Kilometer auf Holperwegen ins Dorf transportiert und anschliessend erfolgreich zusammengebaut werden.
Das war nicht selbstverständlich, da es keine Monteure vor Ort hat und die Betriebsanleitung nur in Chinesisch vorhanden ist. Was für eine Freude, als sie zu rattern begann und der Reis ganz weiss aus der Maschine herausgespuckt wurde!
Reis wird in einer Schale gelagert, da es in diesem Klima nur so haltbar ist. Es muss dann entweder mühsam von Hand oder mit einer Dreschmaschine vom Schrot getrennt werden, was in einem Haushalt alle zwei bis drei Tage notwendig ist. Die Menschen gehen dann mit einem Korb voll ungeschältem Reis zum Drescher.
Pro 15 Kilo Reis müssen vier Kondensmilch-Dosen bezahlt werden…
Mit der Hilfe von Fokus Madagaskar konnte der unterstützte Verein „Mitjinso“ einen Kredit sprechen und so einem Bauern helfen, ein Auskommen für sich und seine Familie zu schaffen. Zusätzlich erhält der Verein „Mitjinso“ Reis, um die Ärmsten langfristig unterstützen zu können.
Projekte Enten und Kühe, Velotaxis, Handtraktor
Ein Bauer erhielt einen Mikrokredit, um 40 Enten und zwei Kühe zu kaufen. Mit dem Erlös der Eier und der nun möglichen Aufzucht von Kälbern kann er den Kredit innert weniger Jahre zurückbezahlen und ein regelmässiges Einkommen erzielen.
Weitere laufende Mikrokreditprojekte sind: Velotaxis (die chinesischen Rikschas) und Kibota (Handtraktor). Wir werden demnächst darüber berichten.
Daneben laufen natürlich die bisherigen Hilfsprojekte weiter: Wir dürfen weiter holzsparende Öfen, Reis, Öl, Salz und auch Matratzen an ältere oder behinderte Menschen verteilen und andere akute Hilfeleistungen weitergeben.
Mit dem Nothilfefonds können wir sehr häufig Leuten helfen, welche die medizinischen Kosten hier nicht tragen können.
Bald werden uns René und Christine Stouthandel und Dieter Neeser für drei Wochen besuchen, hier mitarbeiten und dabei die verschiedenen Projekte begutachten. (Hinweis: Alle drei sind im Vorstand von Fokus Madagaskar und reisen auf eigene Kosten).
Wir sind gespannt auf ihre Eindrücke und Ratschläge und die externe Beurteilung unserer Arbeit.
Über die Spitalarbeit, den Bau des Wasserreservoirs und die Schule werden wir im nächsten Rundbrief wieder Erfreuliches berichten können. Natürlich wird dann auch ein Bericht unserer drei Besucher aus der Schweiz dabei sein!
Vielen Dank für euer Interesse. Wir wünschen euch nach der langen Regenzeit in der Schweiz einen sonnigen Sommer!
Liebe Grüsse aus dem 23 Grad kalten und trockenen Winter in Madagaskar
Esther und Thomas Beck
PS: Unsere Tochter Andrea hat uns während drei Monaten besucht und im Spital mitgearbeitet.
Wir haben die Zeit mit ihr sehr genossen!!!