Coronavirus – einmal mehr

Spitalarbeit

Besuch des Schweizer Botschafters
Im Mai erhielten wir hohen Besuch. Der Schweizer Botschafter in Madagaskar besuchte die Autoritäten in Tamatave und brachte sie zu einem Kurzbesuch in unser Spital. Das gab uns die grossartige Gelegenheit, das private Spitalprojekt bedeutenden staatlichen Politikern vorzustellen. Beziehungen sind in Madagaskar extrem wichtig bei der Arbeit.

Corona STOP…

…war seit März dieses Jahres leider auch bei uns ein Thema.

Das Virus ist dasselbe und auch die Reaktionen auf das Virus respektive die verschiedenen Massnahmen waren wohl ähnlich wie in der Schweiz. Einige hatten Panik, andere verniedlichten das Virus, einige begrüssten die getroffenen Massnahmen, andere lehnten sie ab. Einige befolgten sie, andere weniger.

Kredite, Kurzarbeitsentschädigung, Subventionen oder andere finanzielle Hilfen aber gibt es in Madagaskar nicht, auch keine Arbeitslosenentschädigung oder soziale Hilfe für die Menschen.

Dies führte auch dazu, dass ein Niederlegen der Arbeit nur sehr kurz möglich war und die meisten halt trotz Verbot ihre Taglöhnertätigkeiten wieder aufnehmen mussten.

Besonders am Anfang der Krise hatten wir auf einmal kaum mehr Patienten. Alle blieben zu Hause und kamen erst vorbei, wenn es schon fast zu spät war. So sahen wir in der Folge viele indirekt durch Corona bedingte Todesfälle. Ab Juli normalisierte sich die Situation und nun ist das Spital wieder voll ausgelastet. Wir waren auch froh über die finanzielle Situation, da wir keine Reserven haben und die Löhne bezahlen wollen, was immer möglich war.

Wir konnten dank Fokus Madagaskar Sauerstoff-Konzentratoren kaufen, die in der Corona-Zeit sehr wertvoll sind.

 

Vor dem Spital stellten wir ein Triage-Zelt auf, so dass Corona-verdächtige Patienten entweder direkt ambulant behandelt oder in das Corona-Zentrum der Stadt überwiesen werden konnten, ohne das Spitalareal betreten zu müssen.

Die Sensibilisierung und Aufklärung stellten einen wichtigen Schwerpunkt dar im Spital. Alle lernten Händewaschen, auch setzten sich die meisten bereitwillig den Maulkorb respektive die Gesichtsmaske auf, wenn auch oft sehr weit unterhalb der Nase….

Corona-Tests erhielten wir nie. Ein einziges Mal kam ganz am Anfang der Krise eine Equipe der Hauptstadt in Schutzkleidung vorbei, nachdem ein Todesfall durch Corona bei einem vorübergehend bei uns hospitalisierten Patienten gemeldet wurde.

Bei der Testung des Personals waren dann doch einige positiv, so dass von uns sechs Ärzten nur noch drei weiterarbeiten durften und die drei Infizierten für 40 Tage in die Quarantäne mussten. Ich (Thomas) war zusammen mit zwei Kolleginnen im Spital. Trotz fehlender Schutzmöglichkeiten (fehlende Schutzanzüge, keine Testmöglichkeiten, Mangel an Desinfektionsmittel, Hygienestandard…) waren wir immer gesund und munter und durch die gute Teamarbeit hochmotiviert.

So konnten wir das Spital auch während der personell stark eingeschränkten Zeit während sieben Tagen 24h betreiben.

Zwei der Assistenten sind nach 9-monatiger Ausbildung nun in der Lage, einen grossen Teil der Ultraschalluntersuchungen weitgehend selbständig auszuführen.

Dies ist eine grosse Entlastung und führt zu einer gesunden Unabhängigkeit und Selbständigkeit des Spitals. Im August begannen wir mit einem sechsmonatigen Weiterbildungskurs für Hebammen und Ärzte in der Geburtshilfe.

Gerade auch durch die Corona-Umstände begannen wir (Esther zusammen mit einer Madagassin, Njara) ein Hygiene- und Reinigungskonzept zu erarbeiten, das notwendige Material zu kaufen und das Personal zu schulen. Erfreut konnten wir schon eine sichtbare Veränderung im Spital feststellen. So wird nun zum Beispiel nicht mehr ein einziger Lappen zum Reinigen verwendet, sondern unterschiedliche Lappen für die Toiletten und die Schreibtische und…

Mercy Ministries

Wegen der Corona-Pandemie durften wir die Dörfer seit März nicht mehr besuchen. Die Angst vor uns Weissen war sehr gross und auch die Strassen waren bis am 25. August gesperrt.
Dennoch konnten wir die Gesundheitsposten zwei Mal mit Medikamenten beliefern.

Für zwei madagassische Teammitglieder erhielten wir eine Bewilligung, damit sie an gewissen Orten die Gesundheitshelfer treffen konnten, welche ihrerseits zum Treffpunkt kamen. Wir sind dankbar, dass wir so einen Medikamenten-Nachschub garantieren konnten.
Im Team gab es drastische Veränderungen. Das Leiterehepaar verliess auf Ende Juni die Arbeit. Neu wird nun der Supervisor aus Südafrika die Hauptverantwortung haben. Wie im letzten Rundbrief erwähnt, werden wir per Ende Jahr unser Engagement bei Mercy Ministries beenden und uns aufs Spital konzentrieren.

Übrigens

Wir sind innerhalb Tamatave umgezogen. Wir fanden – ganz unerwartet – eine wunderschöne, saubere Wohnung direkt am Strand. So können wir jeden Tag den Sonnenaufgang geniessen.

Wir freuen uns, am 6. Oktober 2020 wieder nach Tamatave zurückzukehren und die Arbeit wieder aufzunehmen. Viel Spannendes wird uns erwarten.

Ganz herzliche Grüsse

Thomas und Esther Beck